Chris Hemsworth: „Es ist emotional schwierig, von diesem Gewicht runterzukommen“ - WELT (2024)

In der Rolle des muskelbepackten Donnergottes Thor wurde er ein Weltstar. Seitdem spielt Chris Hemsworth lieber Helden mit Bierbauch oder Söldner, die auch mal heulen. Über Gewichtsverluste, Alzheimer, weiße Haie und Selbstzweifel.

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In seinen Actionkrachern wie dem zweiten Teil der Reihe über den australischen Söldner Tyler Rake (aktuell auf Netflix) spuckt er nur Kunstblut. In den Doku-Serien für „National Geographic“ geht Chris Hemsworth tatsächlich an seine körperlichen Grenzen, schwimmt schon mal im Meer der Arktis oder streichelt einen weißen Hai eine Stuhlprobe – alles im Dienst der Wissenschaft, versteht sich.

Als wir Hemsworth in einem Hotel am Berliner Alexanderplatz treffen, sieht er makellos-strahlend aus. Die Farbe seines Sakkos scheint exakt auf seine stahlblauen Augen abgestimmt zu sein. Als draußen auf der Straße ständig Martinshörner zu hören sind, entschuldigt er sich mitten im Gespräch, steht auf, schließt das Fenster und zeigt ein triumphierendes Lächeln, so als hätte gerade Thor den Hulk mit seinem Donner-Hammer ins All geprügelt: „Damit Sie Ihre Aufnahme später besser abhören können.“

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ICONIST: Wonach schmeckt eigentlich Kunstblut?

Chris Hemsworth: (lacht) Kunstblut schmeckt wie ein Sirup. Die Filmleute versüßen das Zeug oft, damit es für uns angenehmer ist. Aber glauben Sie mir, das ist nichts, wovon Sie zu viel schlucken möchten. Ich bin auch ziemlich sicher, dass die Zutaten nicht übermäßig gesund sind.

ICONIST: In den „Tyler Rake“-Filmen bekommt der von Ihnen gespielte Söldner schon mal feuchte Augen, wenn er an seinen an Krebs verstorbenen jungen Sohn denkt. Können Sie auf Kommando heulen, wenn ein Regisseur das von Ihnen verlangt?

Hemsworth: Nein, ich kann nicht auf Kommando weinen. Ich brauche immer ein gewisses Zeitfenster, um mich in die für so eine Szene nötige Stimmung zu versetzen. An manchen Tagen klappt das, an anderen gar nicht. Ich kenne Kollegen, die das auf Kommando können, und habe gehört, dass Nicole Kidman in 80 Takes hintereinander geweint hat. Ich bewundere das, aber bei mir muss ein Gefühl wie Trauer tief aus meinem Inneren kommen.

Der Hollywood-Star im Interview

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    Ressort:ICONISTNicole Kidman

    „Ich war nie Mainstream. Und werde es nie sein“

ICONIST: Für Ihren neuen Film mussten Sie etliche Kilos abnehmen, die Sie sich zuletzt für den vierten Film über den muskelbepackten Superhelden Thor angefuttert und antrainiert hatten. So eine Tour de Force haben Sie zuvor schon mehrmals durchgemacht.

Hemsworth: Ja, immer dann, wenn ich nach Thor andere Filme drehte, in denen meine Rollen weit weniger Körperumfang erforderten – wie jene des Rennfahrers James Hunt in „Rush“ beispielsweise oder die des Ersten Offiziers an Bord eines Walfängers in „Im Herzen der See“.

ICONIST: Auch wenn Sie Erfahrungen mit diesen Extremen haben: Was macht das mit Ihnen und Ihrem Körper?

Hemsworth: Zunächst mal: Ich achte in diesen Phasen von Gewichtszu- und -abnahmen immer darauf, dass sich alles in einem gesunden Rahmen bewegt. Aber für die Rolle von Thor musste ich jedes Mal ordentlich Gewicht zulegen – das ist aufreibend. Weil du kontinuierlich Kalorien zuführen und das Training steigern musst. Das geht einher mit einer Art Körper-Management und Reha, weil du deinen Körper in dieser Phase so stark beanspruchst, dass sich Verletzungen ergeben können. Ich empfinde es jedoch als emotional viel schwieriger, wenn ich dann wieder von diesem Gewicht runterkommen muss. Also wenn ich mich die ganze Zeit so fühle, als würde ich nicht genug zu essen bekommen, und gleichzeitig versuchen muss, in kurzer Zeit Kalorien zu verbrennen. Dabei muss ich die größeren mentalen Hürden überwinden. In solchen Phasen bin ich für die Menschen um mich herum auch kein besonders angenehmer Zeitgenosse.

ICONIST: Tyler Rake ist wild und empfindsam zugleich. Müssen Männer-Helden heute so sein, um ein großes Publikum zu erreichen?

Hemsworth: Es gibt heute eine größere Akzeptanz für Männer, die ihre Verletzlichkeit zeigen. Ich finde, das ist ein großes Plus. Viele Depressionen und psychische Probleme entstehen, wenn man seine Gefühle, seine inneren Ängste nicht ausdrückt, wenn man sie sozusagen wegschließt. Für das Publikum ist es jedenfalls erfrischend, wenn es einen männlichen Helden auf der Leinwand sieht, der zwar für Action steht, gleichzeitig aber auch fähig ist, so was wie Scham und Schuldgefühle zu empfinden.

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ICONIST: Sie scheinen Spaß daran zu haben, das von Ihnen mitgeschaffene Bild des Testosteron-Helden zu konterkarieren – beispielsweise, wenn Sie Thor mit Bierbauch spielen. Oder wenn Sie in der Neuauflage von „Ghostbusters“, in der Hauptrollen ausschließlich mit Frauen besetzt waren, einen unterbelichteten Rezeptionisten spielen, über den die Frauen anzügliche Witze machen …

Hemsworth: (lacht) Ein großer Spaß. Als ich mich für diese anderen Männerrollen entschied, hatte ich einfach das Bedürfnis, etwas kreativ anderes zu machen. Ich hatte zwar schon immer Sinn für Humor und Selbstironie, aber in meinen Rollen habe ich das erst in den vergangenen sieben Jahren ausgelebt. In den Anfängen meiner Karriere wollte ich mich in meinen Filmen nicht verletzlich oder albern zeigen. Damals gab es klare Vorstellungen, was ein männlicher Filmstar darzustellen habe – und so musste ich agieren. Mit den Rollen, die Sie gerade angesprochen haben, brach ich aus dieser Form aus. Ich habe das sehr genossen. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn so ein Versuch mal scheitert. Wichtig ist für mich, dass solche Ausbrüche mir Freiheit geben.

ICONIST: In der sechsteiligen Doku-Serie „Ohne Limits“ von National Geographic sind Sie in einer weiteren ungewöhnlichen Rolle zu sehen: Sie testen in verschiedenen Situationen die Grenzen Ihres Körpers aus, um später in Gesprächen mit Wissenschaftlern und Ärzten herauszufinden, wie man länger und gesünder leben kann. Ist das ein weiteres Gegensteuern zur Blockbuster-Welt, deren größter Star Sie sind?

Hemsworth: Ja schon, wobei das kein strategisch angepeilter Karriereschritt war. Ich fand die Idee der Doku-Reihe sehr ansprechend und war begeistert, dass Darren Aronofsky das Ganze federführend betreute.

ICONIST: Der Film-Produzent und Regisseur von Erfolgen wie „Black Swan“, der Sie in einer Folge 250 Meter durch zwei Grad kaltes Wasser in der Arktis schwimmen lässt – weil Wissenschaftler herausgefunden haben, dass extreme Temperaturen die körpereigene Abwehr gegen tödliche Krankheiten und das Altern stimulieren.

Hemsworth: Ja, ich bin ein großer Fan von Darren. Diese Serie gab mir die Gelegenheit, mit einigen der führenden Experten in den Forschungen zu Gesundheit und Langlebigkeit zusammenzuarbeiten. Und dann betreibe ich ja eine Fitness- und Gesundheits-App, zu der die Serie eine ideale Ergänzung war.

ICONIST: In einer der Folgen erfuhren Sie nach einem Test, dass Sie zwei Kopien des Gens Apolipoprotein E4 in sich tragen, was ein 15-faches Risiko mit sich bringt, an Alzheimer zu erkranken. Die Nachricht sorgte weltweit für Schlagzeilen. Was hat sich seitdem für Sie persönlich verändert?

Hemsworth: Zunächst einmal: Durch dieses Gen ist nicht vorbestimmt, tatsächlich an Alzheimer zu erkranken. Es ist ein Hinweis, dass ich zu einer Hochrisikogruppe gehöre. Ich hatte vor einem Jahr auf einer Promotiontour für die Doku-Serie davon gesprochen, mir künftig eine Auszeit nehmen zu wollen, einfach, weil ich erschöpft war, weil ich so viele Jahre lang so viele Filme gedreht hatte. In den Schlagzeilen wurde das dann sehr missverständlich zusammengerührt, am Ende las es sich so, als ob ich Alzheimer hätte und in Rente gehen würde. Was nicht der Fall war. Was sich für mich seitdem verändert hat? Mit Gesundheit und Fitness habe ich mich schon lange beschäftigt. Aber dieses Testergebnis hat mir noch mal sehr deutlich bewusst gemacht, dass mein Leben zuletzt in einem rasanten Tempo vorbeigeflogen ist. Ich will künftig mehr Zeit mit meinen drei Kindern, meiner Frau, mit Familie und Freunden verbringen. Ich hatte das Gefühl, dass ich in der Hinsicht viel verpasst hatte.

ICONIST: Sie hatten vor der Reihe „Ohne Limits“ noch eine andere Dokumentation gedreht: „Shark Beach“. Darin gehen Sie unter anderem der Frage nach, warum die Zahl der tödlichen Haiangriffe auf Menschen an den Stränden Ihrer Heimat Australien zuletzt angestiegen war …

Hemsworth: Ja, eine These von Wissenschaftlern geht davon aus, dass der ungewöhnlich hohe Anstieg der Meereswassertemperatur viele Haie näher an die Küste gelockt hat, während gleichzeitig mehr Menschen als vorher im Ozean badeten.

ICONIST: In einer Szene sehen wir Sie, wie Sie von einem Boot aus einen weißen Hai an der Flosse festhalten, damit Wissenschaftler an ihm einen Sender für GPS-Tracking anbringen können. Wie ist das, einen weißen Hai zu berühren?

Hemsworth: Es war eine sehr surreale Erfahrung. Denn ich hatte noch nie einen großen weißen Hai aus der Nähe gesehen. Sehen Sie, ich habe die meiste Zeit meines Lebens gesurft. Ich war auch schon im Wasser, während ein Hubschrauber über mir kreiste, die Sirene losging und man uns über Lautsprecher aufforderte, so schnell wie möglich das Meer zu verlassen, weil sie Haie entdeckt hatten. Dort, wo ich in Australien lebe (in der Nähe der Byron Bay an der australischen Westküste, Anm. d. Red.), gab es eine Reihe von Haiangriffen und auch Todesfälle. Diese Gefahr trage ich immer in mir, wenn ich surfe. Als ich dann diesen weißen Hai aus nächster Nähe sah, wurde mir erst mal bewusst, was für ein mächtiges und auch gefährliches Tier da vor mir im Wasser war. Viel mehr hat mich jedoch seine Schönheit beeindruckt. Obwohl Haie manchmal ein Risiko darstellen, sind sie eben keine Tötungsmaschinen, die auf der Jagd nach Menschen sind. Auch das habe ich während der Dreharbeiten zu dieser Doku gelernt. Haiangriffe sorgen natürlich immer für dramatische Schlagzeilen. Aber wenn man sich ins Auto setzt und losfährt, setzt man sich größeren Risiken aus, als wenn man im Meer schwimmt. Nach dieser Begegnung hatte ich noch größeren Respekt vor Haien. Mir wurde noch mal bewusster, wie wichtig diese schönen Tiere für das Überleben und das Ökosystem des Ozeans sind.

Zur Person:

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Von seinen ebenfalls schauspielernden Brüdern Luke und Liam ist Chris Hemsworth der bei Weitem erfolgreichste. Seit der am 11. August 1983 im australischen Melbourne geborene Darsteller 2011 erstmals den Donnergott Thor spielte, zählt er zu den meistbezahlten Stars Hollywoods. Siebenmal hat er seitdem den Superhelden mit dem Hammer gespielt. Darüber hinaus war er in Fortsetzungen zu „Men in Black“, „Ghostbusters“ oder „Star Trek“ zu sehen. Disney+ zeigt seine Doku-Reihe „Ohne Limits“, auf Netflix ist er in dem Actionfilm „Tyler Rake Extraction 2“ zu sehen. Hemsworth ist seit 2010 mit seiner Kollegin Elsa Pataky verheiratet, das Paar hat drei Kinder und lebt in Australien.

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Author: The Hon. Margery Christiansen

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