Porsche 918 Spyder: Hybridsportwagen im Test (2024)

Die Kardinalfrage stellt sich automatisch jedem, der den Zusammenhang zwischen Leistung auf der einen und Gewicht auf der anderen Seite aus eigener Erfahrung verinnerlicht hat: Was wäre, wenn? Wie sähen die Fahrleistungen sowie die Rundenzeiten auf der Rennstrecke aus, wenn beim Porsche 918 Spyder auf alle Hybridkomponenten, also auf die 138 Kilogramm schwere Batterie, die beiden E-Motoren sowie auf die hochkomplexe Steuerelektronik samt Kabelsalat verzichtet worden wäre?

Es stimmt: Porsches neuer Überflieger wäre dadurch exakt 312 Kilo leichter geworden. Aber wäre er deshalb auch wirklich schneller?

Zwei zusätzliche Kraftquellen im Porsche 918 Spyder

So einfach ist die Rechnung nicht. Schließlich käme ihm ohne die beiden zusätzlichen Kraftquellen mehr Schmackes abhanden, als der erste 911 Turbo des Jahrgangs 1974 überhaupt im Heck versammelt hatte: nämlich die 129PS des wassergekühlten und bis zu 16.000 Touren drehenden E-Motors an der Vorderachse und die 156PS der E-Maschine, die im Sandwich zwischen V8-Motor und Doppelkupplungsgetriebe untergebracht ist.

In Summe sind es also 285PS und knapp 600 Newtonmeter Drehmoment, die fehlen würden – ein Verlust, der jetzt, wo wir uns die Konsequenzen ausmalen können, nur schwer zu verschmerzen wäre.

Ohne die komplexe Hybridtechnik wäre der 918 Spyder zudem ein völlig anderes Auto geworden – faktisch nur ein weiterer neuer Sportwagen traditioneller Bauart. Einer mit ausrechenbaren, um nicht zu sagen althergebrachten Charaktermerkmalen – nicht mehr und nicht weniger.

Porsche 918 Spyder ermöglicht Überraschungsmomente

Hätte es also „nur“ eine Weiterentwicklung in der konzeptionellen Linie seines Vorgängers, des legendären Carrera GT, gegeben, dann wäre dabei zwar wohl auch ein neuer Rekordhalter auf der Nordschleife herausgekommen, aber keiner, der darüber hinaus ein solch breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten geboten und so viele positive Überraschungsmomente bereitgehalten hätte wie der Porsche 918 Spyder in seiner nun vorliegenden technischen Komplexität.

Hätte, wäre, wenn: Da der Erfüllungsgrad geliebter Konventionen bekanntlich zunehmend davon abhängt, inwieweit das technische Equipment auch politisch opportun ist, braucht einem um die Zukunftsfähigkeit des 918-Spyder-Konzepts nicht bange zu sein. 30 Kilometer Reichweite im Batteriebetrieb und ein Durchschnittsverbrauch von unter zwölf Litern Superkraftstoff sollten ausreichen, um die Systemleistung von 887PS und das Drehmoment von deutlich über 1.000 Newtonmetern in ihrer brisanten politischen Wirkung weitgehend unschädlich zu machen.

Das Beste aus zwei Welten

Ohne Ironie: Wer je lautlos mit E-Antrieb gleichermaßen entspannt wie zackig durch die Stadt und über Land gestromert ist, um sich kurz darauf im Race-Modus die Nordschleife untertan zu machen, stimmt unweigerlich dem Porsche-Statement zu, wonach der 918 Spyder das Beste aus zwei Welten vereint. Und bringt nebenbei auch Verständnis für die Ansage auf, dass in ihm der Gen-Pool für zukünftige Sportwagen-generationen zu sehen ist.

Das Argument, dass man ohne Hybridtechnik, also allein mit größerem Hubraum und/oder mit Turboaufladung, ein mindestens vergleichbares Potenzial in Sachen Leistung und Effizienz darstellen kann, zieht nicht mehr, sobald man den subtilen Beitrag der E-Power am eigenen Leib gespürt hat.

Zuerst die nackten Zahlen: 2,6 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 100, 7,4 Sekunden bis 200. Und nach nur 19,1 Sekunden ist Tempo 300 erreicht. Noch Fragen?

Die Art und Weise dieses – ja – rauschhaften Vorgangs ist neu: durchdrehende, quietschende Reifen? Quertreibendes Heck? Schaltrucke? Nichts von alledem stört diesen elegant-geschmeidigen Akt der Gewalt. Der 1.642 Kilogramm schwere Spyder springt gazellenhaft vom Fleck und zoomt sich im Zeitraffer gen Horizont. Dieser Aufgalopp treibt einem die Freudentränen waagerecht aus den Augenwinkeln. Traktion? Kein Thema. Der Allradler tut ungeachtet seines stattlichen Gewichts einfach so, als gehe ihn die Trägheit der Masse überhaupt nichts an.

Aber irgendwas ist anders: Die Dramaturgie des Vortriebs und der sich mit steigender Drehzahl entwickelnde Motorsound verlaufen nicht wie gewohnt kongruent. Trotz der im Rennsport geschulten, famosen Stimme des im Rücken der Besatzung eingeschlossenen V8-Saugmotors: Nicht er drückt dem Geschehen seinen Stempel auf, sondern die im Hintergrund agierenden Elektromotoren. So wenig man von den fürsorglich gekühlten Motoren hört und sieht, so gewaltig ist ihr Beitrag am Ergebnis. Wer das nicht fassen kann, der möge mit dem roten Knopf in der Mitte des Map-Schalters den „Hot Lap“-Modus aktivieren. Dieser stellt als Gegenpart zum E-Modus das andere Extrem innerhalb des Fahrmodi-Angebots dar.

Der Boost macht die Musik

Von wegen heiße Runde: Auf der ersten Hälfte des Gaspedalwegs herrscht in Sachen Vorwärtsdrang plötzlich Lethargie. Der Grund: Der Verbrenner – für sich genommen immerhin 608PS stark – ist auf sich gestellt. Erst mit dem Übertreten einer imaginären Schwelle initiiert der Gasfuß den fulminanten Paradigmenwechsel: Der Energiefluss wird umgedreht, die E-Motoren werden nicht mehr geladen, sondern geben im Nu alles, was ihnen seitens der Lithium-Ionen-Batterie zugestanden wird. Ihr Einsatz ist sanft, aber beeindruckend. Solange ihr Ladezustand bei über 50 Prozent ist, beträgt der Beitrag der beiden E-Motoren 100 Prozent.

Auf der über 20 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife sollte man die Halbgasstellung so selten wie möglich übertreten – aus zwei triftigen Gründen. Erstens: weil es andernfalls beängstigend schnell wird. Zweitens: um im Anflug auf die knapp drei Kilometer lange Hochgeschwindigkeits-passage am Ende der Strecke noch die volle E-Power mobilisieren zu können. Der Tempo-Bonus für gutes Haushalten beträgt 320km/h – auf der ansteigenden Döttinger Höhe, wohlgemerkt. Das nimmt einem den Druck, etwa im Streckenstück Kesselchen noch mehr riskieren zu müssen als Dreiviertelgas – wohl wissend, dass Porsche-Werksfahrer Mark Lieb hier mit 280km/h hochpfeilte. Der Mann hat damit jeden, den es mit ähnlichem Ansinnen zum Ring getrieben hat, bis ins Mark erschreckt. Seine Rekordzeit: 6.57 Minuten.

So unglaublich das Feuerwerk, das der 918 Spyder selbst in weniger begnadeten Händen abbrennt, auch ist: Nach einer Runde Ring-Kampf dauert es kaum länger als eine weitere halbe Runde, um die Batterie wieder vollständig aufzuladen. Das soll diesem Überflieger mal einer nachmachen. Ich habe für das Aufladen meines eigenen Akkus jedenfalls länger gebraucht – für die Nordschleifenrunde leider auch.

Vor- und Nachteile

Karosserie

Porsche 918 Spyder

ausreichendes Platzangebot für zwei Personen

110-Liter-Kofferraum

sehr gute Verarbeitung

beschwerlicher Einstieg

etwas unpraktische Touchscreen-Bedienung

akzeptabler Langstreckenkomfort

sehr gute Sitze

sehr laute Fahrgeräusche

Antrieb

extrem leistungsstarker und kultivierter Antrieb

grandiose Fahrleistungen

Fahreigenschaften

extrem hohe Querbeschleunigung

gute Traktion

sehr gute Rückmeldung der Lenkung

hohe Fahrsicherheit

Sicherheit

extrem leistungsfähige und standfeste Bremse

gute Sicherheitsausstattung

Umwelt

extrem niedriger Normverbrauch

vergleichsweise niedriger Testverbrauch

Kosten

lange Garantiezeiten (Batterie: sieben Jahre)

extrem hoher Einstandspreis

Fazit

Der Porsche 918 Spyder stellt in Sachen Hybridisierung das derzeit Machbare dar. Einen schnelleren, faszinierenderen und technisch kultivierteren Sportwagen sucht man momentan vergebens.

Technische Daten

Porsche 918 Spyder Mit Weissach-Paket
Grundpreis839.426 €
Außenmaße4645 x 1940 x 1167 mm
Kofferraumvolumen110 l
Hubraum / Motor4593 cm³ / 8-Zylinder
Leistung447 kW / 608 PS bei 8700 U/min
Höchstgeschwindigkeit345 km/h
0-100 km/h2,6 s
Verbrauch3,1 l/100 km

Alle technischen Daten anzeigen

zur Startseite

Porsche 918 Spyder: Hybridsportwagen im Test (2024)

FAQs

What is the top speed of a Porsche 918 Spyder E hybrid? ›

Within its all-carbon body, two electric motors work in tandem to liberate the high-performance combustion engine, which can generate 887 hp and achieve a top speed of 345 km/h — in other words, heart-racing power most people never get a chance to experience.

What is the 0 to 60 on a Porsche 918 Spyder hybrid? ›

0-60 mph time of just 2.2 seconds.

Is the Porsche 918 Spyder worth it? ›

A paragon of technology, but huge fun at the same time

It is also the most conspicuously high quality product, and although it's the least powerful and heaviest it also has, by some margin, the most torque. In short, we adore the 918 Spyder.

What is the gas mileage on a Porsche 918 Spyder hybrid? ›

The U.S. Environmental Protection Agency (EPA) under its five-cycle tests rated the 2015 model year Porsche 918 Spyder energy consumption in all-electric mode at 50 kWh per 100 miles, which translates into a combined city/highway fuel economy of 3.5 L/100 km (81 mpgimp; 67 mpgUS).

Is a Porsche 918 Spyder faster than a Bugatti? ›

Both manufacturers claim a mid-2.0-second sprint to 62 miles per hour (100 kilometers per hour), though the Bugatti's top speed dwarfs the Porsche's – 214 mph (345 kph) to 261 mph (420 kph).

What is Porsche's fastest hybrid car? ›

With a system output in excess of 662 kW (900 PS), the completely re-developed, extremely complex 919 Hybrid is the fastest test laboratory and the most innovative race car that Porsche has built to date.

What is the fastest Porsche ever made? ›

As you would expect, it was yet another Porsche to set a Nürburgring lap record time. Marc Lieb's mark of 6 minutes 57 seconds in 2013 made the 918 Spyder the first production model to break the seven-minute barrier at the Nordschleife. The astonishing 918 Spyder remains a benchmark for sportscars to this day.

Why is the 918 Spyder so fast? ›

The other acceleration times quoted for a 918 are 7.2sec to 124mph and 19.9sec to 186mph. It will top out at 214mph – a whisker behind the claims for the McLaren and Ferrari. The reason for the Porsche's sprinting ability is a combination of its traction thanks to four-wheel drive and a monstrous amount of torque.

Which is the fastest Porsche? ›

The Fastest Porsche Models Ever Made, Ranked
  • 8 2022 Porsche 911 GT3: 199 MPH. ...
  • 7 2016 Porsche 911 R: 201 MPH. ...
  • 6 2018 Porsche 911 Turbo S: 205 MPH. ...
  • 5 2004 Porsche Carrera GT: 205 MPH. ...
  • 4 2021 Porsche 911 Turbo S: 205 MPH. ...
  • 3 1987 Porsche 959 Sport: 211 MPH. ...
  • 2 2018 Porsche 911 GT2 RS: 211 MPH. ...
  • 1 2014 Porsche 918 Spyder: 214 MPH.
Nov 24, 2023

Is the Porsche 918 reliable? ›

old but very reliable and super comfortable

Rating breakdown (out of 5): Comfort 5.0. Interior 5.0. Performance 5.0.

Why are Porsche 918 so expensive? ›

Porsche 918, and other rare Porsches are part of the larger collector car market and they trade at collector car auctions, Porsche dealers and independent Exotic car dealers. There are a limited number of cars and they sell for whatever collectors and wealthy enthusiasts are willing to pay for them.

What is so special about the Porsche 918? ›

The Porsche 918 Spyder engine is a V8 that's combined with two electric motors, allowing for strategically crafted speed and extravagance. There's plenty to appreciate with this Porsche sports car and here are a few Porsche 918 specs you can appreciate behind the wheel: V8 engine with dual electric motors. 887 hp.

How big is the gas tank on a Porsche 918 Spyder? ›

0/0 mi. 18.5 gal.

Is the 918 Spyder comfortable? ›

Porsche 918 driving

That's matched by handling that's so sharp, despite being an early electric steering system and weighing 1,600kg. Plus, with such a stiff chassis, there's no need for an overly-harsh suspension setup — making it quite comfortable.

Is the 918 Spyder a plug-in hybrid? ›

The dynamic performance of the Porsche 918 hybrid engine

At launch, here was a true supercar that just happened to be a plug-in hybrid as well, combining a high-performance combustion engine with cutting-edge electric motors for extraordinary performance.

What is the fastest Porsche 918 Spyder? ›

Porsche 918 Spyder

The 918 Spyder paired a 4.6-litre V8 with twin electric motors (one on each axle) to give the driver a combined 899PS of power. Less than 1,000 were made – 918 (of course!) to be exact – but those lucky owners were able to experience a 0-100km/h time of just 2.6 seconds.

What is the top speed of the Porsche 918 Spyder without the limiter? ›

The system delivers an output of 875 bhp and 944 pound-feet of torque. The video mentions 887 bhp, which refers to the metric horsepower rating. It's also worth noting that the official top speed figure provided by Porsche for the 918 Spyder matches the speed achieved in the video: 214 mph.

What is the 0 to 100mph of a Porsche 918? ›

Porsche 918 Spyder Engine and Performance Specs
  • 0-60 mph in 2.2 seconds.
  • 0-100 mph in 4.9 seconds.
  • ¼ mile time of 9.8 seconds.

What is the fastest speed of a Porsche 918 Spyder? ›

It's probably worth mentioning that Porsche's official top speed figure for the 918 Spyder is 214 mph, which matches what the car achieves in this new video.

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Saturnina Altenwerth DVM

Last Updated:

Views: 5910

Rating: 4.3 / 5 (44 voted)

Reviews: 91% of readers found this page helpful

Author information

Name: Saturnina Altenwerth DVM

Birthday: 1992-08-21

Address: Apt. 237 662 Haag Mills, East Verenaport, MO 57071-5493

Phone: +331850833384

Job: District Real-Estate Architect

Hobby: Skateboarding, Taxidermy, Air sports, Painting, Knife making, Letterboxing, Inline skating

Introduction: My name is Saturnina Altenwerth DVM, I am a witty, perfect, combative, beautiful, determined, fancy, determined person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.